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Gemeinde Süsel
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„...Padauz, ich stolpere einfach mal zur Tür hinein. Ich stelle mir vor, Sie, liebe Anwesenden, wären nicht da. Nicht dass Sie peinlich berührt denken, ich wähne oder wünschte Sie im Über- bzw. Unterirdischen, nein! Auch nicht, dass ich heute hier lieber einen leeren Saal sähe! Im Gegenteil, ich freue mich über alle Massen, Sie hier alle zum Neujahrsempfang 2010 der Gemeinde Süsel begrüßen zu dürfen!

Herzlich willkommen, Ihnen persönlich viel Gesundheit und alles Gute für das neue Jahr, aber auch für das neue Jahrzehnt! Ich präzisiere und versuche damit, für mich das rettende Ufer langsam zu erreichen.

Also: Sie wären kein Sportler, kein Ehrenamtler, nicht beruflich hierher verschlagen oder einfach nur interessiert oder um das Allgemeinwohl bemüht, sondern säßen zu Hause am Fernseher, machten einen Spaziergang, um die Anstrengungen der Woche, der Feiertage zum Jahreswechsel auszugleichen oder anderes, wie so manche Andere unserer Mitmenschen.

Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, so haben doch auch wir alle schon mal in einer stillen Stunde überlegt: Muss ich mich heute wieder körperlich schinden? Muss ich heute abend schon wieder los? Wird mein beruflicher Einsatz, selbst wenn ich mich anstrenge, mir gedankt?
Oder was habe ich davon, dass ich mich für meine Mitmenschen einsetze?
Und ich unterstelle, dass vom Einzelnen die Antwort dabei nicht im Bereich des finanziellen Eigennutzes gesucht wird, dem Motto „Geld regiert die Welt“ folgend.
Ich unterstelle vielmehr Ihnen allen als Leitmotive die Förderung des sozialen Miteinanders, die Verantwortung für Mitmenschen und Umwelt und letztlich auch die Suche nach Geselligkeit außerhalb der eigenen Familie und der eigenen Arbeitswelt.

Lassen Sie uns zweites zusammen tatsächlich leben. Lassen wir es uns immer wieder gegenseitig spüren. Es ist schön, dass wir uns begegnen. Es geht uns besser, wenn wir nicht nur zu Hause hocken bleiben: In der Gemeinde Süsel bietet sich dafür in großer Vielfalt der Rahmen.

In diesem Sinne:

Was wären wir heute ohne das Kuchenbuffet, den freundlichen Tresendienst, die warmen vom Verein selbstgeschaffenen Räumlichkeiten? Wir ständen fröstelnd im Kalten, in dezimierter Anzahl.
Spenden Sie bitte mit mir den unentgeltlich Beteiligten vom Gesellen Verein Bujendorf einen Applaus – zwischendurch mal eine freundliche Geste oder nette Worte.
Ein reichlicher Zuspruch dem selbst gebackenen Kuchen und den angebotenen Getränken hilft nebenbei der Vereinskasse. Ein guter Zweck steht dahinter.

Der Gesellige Verein mit seinem einmalig schön gelegenen Vereinshaus ist ein Paradebeispiel für das menschliche Miteinander in unserer Gemeinde.

Auf diese Art und Weite ist vieles bei uns entstanden: Vereins-, Feuerwehrgeräte-, Dorfgemeinschaftshäuser. Hier aber auch in der Schule, in der Offenen Ganztagsschule, in unseren Kindertagesstätten, in privat zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten ebenso wie im Freien wird gefeiert und gearbeitet: Silvester, Tannenbau verbrennen, Fasching, Ostereier suchen, Maifeuer, Pfingsttour, Kinderfest, Spielenachmittage, Seniorenclub, Jugendarbeit, Disko, Gymnastik, Mannschaftstraining und Punktspiele, Gottesdienste, Kirchenfest, Sommerfest, Schützenfest, Skatturnier, Mannschaftsabende, Gemeindefeuerwehrfest, Freundschaftsspiele zwischen Dorfschaften, Kindergarten-, Klassen- und Schulfeste, Orientierungsmärsche und Blutspendenachmittage, Flohmärkte, Adventsbasare, Theatervorstellungen, Übungsabende und Auftritte, Heringsessen, Busfahrten, Adventskalender im Dorf, Weihnachtsfeste. Ferienprogramme fallen mir noch ein und sicherlich habe ich noch vieles übersehen. Vieles Jahr für Jahr, aber auch manchen besonderen freudigen Anlass hatten wir im vergangenen Jahr 2009: Einweihungsfeier für eine neue Brücke über die Schwartau, ein neues Feuerwehrgerätehaus verbunden mit dem 125-jährigen Bestehen der Ortswehr, einen Wintergartenanbau, ein Vereinshausanbau. Letztere 3 Objekte waren mit erheblichem Arbeitseinsatz verbunden, ebenso ein wieder hergestellter Fußballplatz oder ein aufgewerteter Spielplatz. Die Ortsnamen habe ich bewusst nicht genannt, habe ich doch garantiert irgendetwas übersehen und keine Dorfschaft hat es verdient, nicht herausgehoben zu werden mit ihren Anstrengungen.

Ich hoffe, jeder der ehrenamtlich in der Gemeinde Süsel Tätigen hat sich in der Aufzählung wiedergefunden.

Im Jahr 2010 hat sich die Feuerwehr Gothendorf den Anbau einer neuen Feuerwehrgarage vorgenommen, weil das neu zu beschaffene Fahrzeug in die alte Halle nicht mehr hineinpasst und neuen Bestimmungen Rechnung getragen werden soll. Über den schon nicht selbstverständlichen Feuerwehrdienst hinaus erfolgt hier unentgeltlicher Arbeitseinsatz für die Sicherstellung des Brandschutzes in unserer Gemeinde. Der DRK-Ortsverein Süsel steht vor der Renovierung seines neuen Domizils.

Wie war das noch?

Sollte ich nicht lieber zu Hause bleiben und andere das machen lassen?

Die Anerkennung von außen, die hoffentlich bei all diesen guten Taten im Kleinen wie im Großen reichlich fließen wird, ist eine wichtige Unterstützung. Ebenso wichtig ist aber auch, dass ihr eigenes Team bei all diesem Tun positiv miteinander wächst.
Engagement, verbunden mit Freude und Spaß helfen dabei.
Dann wird es eine unbezahlbare positive Erfahrung für die Gruppe, aber auch für jeden einzelnen, die den Stubenhockern entgeht.

Manchmal wünschen sich die Aktiven bei ihren Aktionen mehr Resonanz, zu Recht!
Anregungen von außen werden gern angenommen, wenn zukünftiges Mittun damit verbunden ist, um so mehr.

In der letzten Gemeindevertretung wurde aus dem Publikum die Frage gestellt, warum sich die Gemeinde Süsel angesichts ihres defizitären Haushalts nicht auflöse.
Meine Antwort, dass in finanzieller Hinsicht unser Verwaltungspartner nicht attraktiver sei, ist nur die eine Hälfte der Antwort. Die andere ist schwerer zu beschreiben und von städtisch geprägten Landespolitikern leider wohl nur schwer nachzuvollziehen.

Ich hatte jetzt in den Ferien Gelegenheit, zum dritten Mal meinen Sohn in Nicaragua zu besuchen und das Land näher kennen zu lernen: Armenhaus Mittelamerikas, einfachste Infrastruktur wie Strom, Wasser, Straßen nicht durchgängig gesichert, korrupte Staatspartei und dennoch wird mit Inbrunst das Land als das Schönste der Erde besungen, bildet es eine Identität.
Angesichts der heutigen Internationalisierung, wachsender Unüberschaubarkeit bin ich mir sicher, viele Menschen brauchen eine örtliche Bindung zur persönlichen Stabilisierung. Dazu gehören handelnde Personen, die man noch persönlich kennt und greifen kann. Das lässt sich nicht einfach austauschen. Ich bin sicher, dass unser reichhaltiges Dorf- und Vereinsleben, unsere 9 Ortswehren usw. mal mehr, mal weniger, insgesamt jedoch positiv vom festen Rahmen unserer 15 Dörfer vereint zur Gemeinde Süsel profitiert.

Das beantwortet hoffentlich etwas genauer.
Was wären wir ohne die Gemeinde Süsel?

Und in diesem Zusammenhang: Was wären wir ohne eine Süseler Gemeindevertretung? Z.B., weil keiner mehr Lust auf das Amt hat. Ist es abwägig, mangelnde Entscheidungsspielräume zu beklagen, angesichts des Griffs von Kreis, Land und Bund in die Gemeindekassen? Wer hat sich nicht schon mal über Verwaltungshandeln geärgert? Gemeint ist nicht nur die gemeinsame kommunale, sondern auch die auf Kreis-, Landes- und Bundesebene. Macht jede Sitzung in unseren Gemeindegremien Freude?

Die Punkte rückwärts abgearbeitet:

Das Arbeitsklima in den angesprochenen Gemeindegremien haben wir selbst in der Hand. Ich bin davon überzeugt, dass trotz aller Meinungsunterschiede eine Streitkultur möglich ist und auch schon in großen Teilen gepflegt wird, die unnötigen Frust vermeidet. Offenheit und Ehrlichkeit müssen untereinander gepflegt werden, Interessen der Allgemeinheit vorgehen, Eigennutz klar deklariert werden. Daraus wächst Respekt, daraus wächst eine gute Gremienarbeit bei aller Vielfalt der Persönlichkeiten. Die besten Ideen sollen sich durchsetzen können. Das ist der richtige Wettstreit.

Unsere Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt Eutin muss sich täglich beweisen. Viele Routinesachen haben sich eingelaufen. Glanzlichter wie pünktlicher Haushalt, Feuerwehrkonzept und vieles andere mehr stehen neben etwas dunkleren Ecken, die noch mehr Licht vertragen könnten: ich nenne mehr vertraglich zugesicherte Arbeitsplätze im Rathaus Süsel, an einigen Stellen mehr Drive für Innovationen.

Ein besonderer Dank geht an die Stabstelle Süsel.

Die Kreis- und Landesverwaltung könnten auch das Ihrige beitragen: Verwaltungsspielräume für gemeindliche Initiativen nutzen, nicht einengen. Photovoltaik, Unterstützung benachteiligter Kinder und Jugendlicher sind zwei von vielen Prüfsteinen.

Den anwesenden Mitgliedern des Kreis-, Land- und Bundestags hat es schon hoffentlich in den Ohren geklingelt. Finanzbeschlüsse ihrer Parlamente drohen viele Kommunen tief in die roten Zahlen und in die Handlungsunfähigkeit zu führen!
Die Bitte: Handeln Sie im Interesse auch der Kommunen ! Unterstützen Sie kommunale Finanzen und Infrastrukturen im ländlichen Raum.

Nun:

Was wären wir ohne eine Süseler Gemeindevertretung ?

Die unmittelbare Mitwirkung auf unterster Ebene ginge verloren, noch mehr geschähe über unsere Köpfe hinweg. Treten wir den positiven Beweis immer wieder an !

Lassen Sie mich den Pfad, was „wären wir ohne“ verlassen.

Zum Schluss ein paar Stichwörter:

Drei Unterschriftslisten zu den Themen Breitbandversorgung, Dorfladen, Straßenerneuerung Woltersmühlen werden weiter in den Herzen bewegt, auch wenn vielleicht bei dem einen oder anderen Thema anders als gewünscht entschieden wird.

Die Weiterentwicklung unserer Schule, unserer Kindergärten samt Krippenplätzen, unserer Offenen Ganztagsschule steht im Mittelpunkt unserer kommunalen Anstrengungen und Entscheidungen in diesem Jahr.

Den Verantwortlichen dieser Einrichtungen gebührt ein großer Dank. Sorgen sie doch mit ihrem großen persönlichen Engagement für eine positive Ausstrahlung dieser Einrichtungen. Als zentrale Anlaufstelle für ein Miteinander innerhalb der Gemeindegrenzen sind sie von unverzichtbarer Bedeutung.

Ein Dankeschön für die geleistete Arbeit unserer verbliebenen Gemeindebediensteten in der Schule, aber auch unseres Bauhofes, zu entrichten, ist mir ein großes Bedürfnis.

Ein Dank ebenso an die sehr gemeindenah geführte Polizeistation.

Ein Gruß an unsere Patenkompanie.
Mit den Feierlichkeiten zum 25. jährigen Bestehen unserer Partnerschaft könnten wir unsere Verbindung weiter festigen. Unsere Gedanken sind auch bei den Kräften im Auslandseinsatz.

Privatwirtschaftliche Initiative ist für eine lebendige Gemeinde von großer Wichtigkeit. Hierfür gibt es auch in unserer Gemeinde leuchtende Beispiele. Aber: Wir wünschen deutlich mehr !

Photovoltaik könnte sich zu einem weiteren positiven Beispiel entwickeln.

Hiermit endet mein Streifzug durch unser Gemeinwesen und die Abschlussfrage: „was wäre, wenn ich hier nicht stehen und reden würde?“ lässt sich leicht beantworten: „Sie hätten eine andere Rede gehört“...“

11.01.2010 
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